Saatgut und Jungpflanzen

Jungpflanzen

Gemüsepflanzen, Gewürzkräuter und Stauden sind in Gärtnereien, in Gartencentern oder auch auf dem Wochenmarkt erhältlich. Beim Kauf von Jungpflanzen sollte man auf Bio-Qualität achten und keine langgewordenen, spindelig gewachsenen Pflanzen kaufen, sondern gedrungene Ware mit kräftigem Wurzelballen wählen. Tomatenpflanzen sollten möglichst bereits einen Blütenstand besitzen, Gurken zwei bis drei Blätter, aber noch keine Blüten.

Saatgut

Wer statt Jungpflanzen lieber Samen nutzen möchte, sollte beim Kauf auf Bio-Qualität und samenfestes Saatgut achten. Dieses kann nämlich vermehrt und so mehrere Jahre genutzt werden. Hybrides Saatgut gibt es auch in Bio-Qualität. Dieses ist allerdings nicht vermehrbar. Gemüsepflanzen mit einer langen Vegetationszeit (z. B. Gurke, Kohl, Tomate) werden am besten im Frühjahr (ab März) im Haus oder in der Wohnung vorgezogen.

Zum Vorziehen werden folgende Materialien benötigt:

  • Anzuchterde: Diese ist besonders nährstoffarm. Dadurch wachsen die Pflanzen langsamer und bekommen stärkere Wurzeln. Ersatzweise eignet sich auch Komposterde mit Sand gemischt.
  • Pflanzgefäße: Dafür eignen sich Pflanzschalen, Blumentöpfe, Eierkartons oder auch halbierte Klopapierrollen.
  • Untersetzer oder Schale: Zum Auffangen von überschüssigem Gießwasser.
  • Saatgut

So funktioniert's:

  • Die Informationen zu Zeitpunkt und Aussaattiefe auf dem Samenpäckchen lesen und berücksichtigen.
  • Wenn es losgehen kann, das Saatgut über Nacht in einer Schale mit Wasser quellen lassen, damit es gut durchfeuchtet ist. Das verkürzt die Anzuchtzeit um ein paar Tage.
  • Das Pflanzgefäß mit etwas Anzuchterde füllen, mit einer Pinzette oder der Rückseite eines Löffels ein bis zwei Samen einsetzen und leicht andrücken.
  • Weiter vorgehen, wie auf dem Samenpäckchen beschrieben.
  • Die Erde kontinuierlich feucht halten.
  • Nach etwa 14 Tagen die Pflänzchen pikieren, d. h. vereinzeln.
  • Hierfür werden die Pflänzchen vorsichtig in ein etwas größeres Gefäß mit mehr Erde einzeln umgepflanzt, damit sie mehr Platz haben und tiefere Wurzeln bilden können.

Hinweis:
Je nachdem, ob die Pflanzen Frost vertragen, sollte bis Mitte Mai (bis nach den Eisheiligen) gewartet werden, bis die vorgezogenen Pflanzen ins Hochbeet gesetzt werden. Gemüsesorten, die unterirdisch wachsen, z.B. Karotten, Rote Bete oder Rettich, können direkt ins Hochbeet gesät werden.

Saatgutgewinnung

Im ersten Erntejahr kann ein Teil der Gemüseernte für die eigene Saatgutgewinnung zurückgehalten werden. Man benötigt dafür fleischige Früchte, jeweils ein Glas pro Gemüsesorte, Wasser und Papiertütchen für die getrockneten Samen.

So wird eigenes Saatgut für das nächste Jahr produziert:

  • Gesundes, reifes Gemüse ernten und halbieren.
  • Das Fruchtfleisch mit Samen auskratzen, in ein Glas füllen und mit Wasser übergießen.
  • Etwa fünf Tage warten bis alles zu gären anfängt. Zwischendurch umrühren.
  • Das Wasser weggießen. Die Samen in einem feinen Sieb waschen, dann nebeneinander auf Papier auslegen und trocknen lassen.
  • Dunkel und trocken bis zur nächsten Saison einlagern.

Hinweis:
Die Keimfähigkeit bei selbst geerntetem Saatgut kann schwanken. Deshalb ist es empfehlenswert eine Keimprobe zu machen. Dafür werden einige Samen in feuchte Watte eingewickelt und mit der entsprechenden Keimtemperatur (meistens 20 °C) versetzt. Keimt nichts, ist das Saatgut leider unbrauchbar und wird auf dem Kompost entsorgt.

Eignung und Kombination

1. Positionierung der Gemüse- und Obstpflanzen im Beetkörper

Die Gemüse- und Obstpflanzen im Beetkörper können sowohl in Längs- als auch in Querreihen angebaut werden. Dabei ist es vor der Aussaat sinnvoll Schnüre zu ziehen, um die Saatrillen zu markieren. Pflanzen, die eine Stütze benötigen, wie z. B. Erbsen und Stangenbohnen, sollten in der Mitte des Beetes positioniert werden, damit alle anderen Pflanzen jederzeit gut erreichbar sind. Für das Abbinden, bzw. Stützen der Pflanzen können z. B. Weidezweige, Äste und Hanfschnüre genutzt werden. Kürbisgewächse, wie z. B. die Zucchini brauchen relativ viel Platz im Beet. Deshalb könnten diese am Rand gepflanzt werden und aus dem Beet hängen, um etwas Platz zu sparen.

Die spezifischen Informationen auf den Saatgutpackungen sollten vor der Aussaat gründlich gelesen und berücksichtigt werden. Sie enthalten z. B. Tipps, ob die Pflanzen Licht- bzw. Dunkelkeimer sind, welcher Abstand zu anderen Pflanzen eingehalten und wie tief die Aussaat gesetzt werden sollte. Um die ausgesäten Pflanzen später gut wiederzufinden und identifizieren zu können, ist es hilfreich den Ort mit einem Schild mit dem Namen der Aussaat zu markieren.

2. Eignung von Pflanzen

Folgende Kriterien spielen eine wichtige Rolle für die Eignung von Pflanzen für den Anbau im Hochbeet:

  • Kulturzeit der Pflanze
  • Nährstoffbedarf
  • Platzbedarf

Grundsätzlich eignen sich alle Pflanzen mit einer kurzen Kulturzeit optimal für das Hochbeet. Mit einem guten Pflanzplan kann das Hochbeet je nach Saison mehrmals im Jahr bepflanzt und Gemüse und Obst geerntet werden. Salat, Radieschen und Kohlrabi eignen sich in Monaten mit niedrigeren Temperaturen (März und September) z. B. gut als Vor- oder Folgefrüchte. In den Monaten April bis August kann wärmeliebendes Gemüse wie z. B. Bohnen angebaut werden. Kräuter können sehr gut in die Zwischenräume zwischen Pflanzen im Hochbeet gepflanzt werden.

Des Weiteren spielt die Nährstoffverfügbarkeit im Beetkörper eine wichtige Rolle. Je nach Alter des Hochbeets sind das Nährstoffangebot und die Wärmeentwicklung unterschiedlich. Dies sollte bei der Auswahl der Pflanzen berücksichtigt werden. In den ersten Jahren ist der Boden frisch und sehr nährstoffreich. Es können große Stickstoffmengen freigesetzt werden, so dass es zu einer starken Wärmeentwicklung im Beet kommt. Deshalb können in den ersten zwei Jahren sehr gut Pflanzen mit einem hohen Nährstoffbedarf, sogenannte Starkzehrer, angebaut werden. Zu diesen gehören z. B. Kohlgewächse, Paprika, Tomaten und Gurken. Grundsätzlich ist es sinnvoll, im Hochbeet Pflanzen mit einem hohen Nährstoffbedarf mit Pflanzen mit einem niedrigen Nährstoffbedarf (Mittel- und Schwachzehrer) zu kombinieren. Ab dem dritten Jahr empfiehlt sich der Anbau von Mittel- und Schwachzehrern. Ab dem fünften Jahr sollten überwiegend Schwachzehrer angepflanzt werden. Im Hochbeet mit Wurmkiste können sich die genannten Zeiträume etwas verlängern, da die Würmer durch die Produktion von Wurmhumus stetig für einen Nährstoffnachschub im Beet sorgen.

3. Kombination von Pflanzen im Beetkörper

Beim Anbau im Hochbeet handelt es sich um eine Mischkultur auf engstem Raum. Deshalb ist es wichtig Pflanzen zu kombinieren, die sich gut vertragen und ergänzen sowie minimal um Nährstoffe konkurrieren. Optimale Beet-Nachbarn schützen sich gegenseitig vor Schädlingen und Krankheiten. Kräuter sind für das Hochbeet von Bedeutung, da sie relativ wenig Platz benötigen und gut in Zwischenräume gepflanzt werden können. Rosmarin, Basilikum und Thymian mögen die Wärme im Hochbeet und stark riechende Kräuter wie Lavendel dienen z. B. gleichzeitig als natürliche Abwehr gegen Schädlinge.

Die folgenden beispielhaften Anbau- und Pflanzpläne dienen als Hilfestellung und Inspiration für die Auswahl der Gemüsepflanzen im Hochbeet mit Wurmkiste in den ersten drei Jahren.

Aussaat- und Erntekalender

Hier finden Sie unseren Hochbeet-Saisonkalender zum Ausdrucken

Hochbeet-Saisonkalender.pdf (908,2 KiB)

Farblegende: Aussaat/Pflanzung, Ernte

1. Jahr

Beispielhafter Anbauplan für das erste Jahr

Starkzehrer Mittelzehrer Schwachzehrer
Gurke Mangold Rucola
Rotkohl Spinat  

Januar – April

Pflanze Januar Februar März April
Mangold
Rotkohl
Rucola
Spinat

Mai – August

Pflanze Mai Juni Juli August
Gurke
Mangold
Rotkohl
Rucola
Spinat

September – Dezember

Pflanze September Oktober November Dezember
Gurke
Mangold
Rotkohl
Rucola
Spinat
2. Jahr

Beispielhafter Anbauplan für das zweite Jahr

Starkzehrer Mittelzehrer Schwachzehrer
Tomate Buschbohnen Schnittsalat
  Radieschen Feldsalat
  Romanasalat  
  Radicchio  
  Rettich  
  Schalotte  
  Spinat  

Januar – April

Pflanze Januar Februar März April
Feldsalat
Radieschen
Rettich
Romanasalat
Schalotte
Schnittsalat
Spinat

Mai – August

Pflanze Mai Juni Juli August
Buschbohne
Feldsalat
Radieschen
Radicchio
Rettich
Romanasalat
Schalotte
Schnittsalat
Spinat
Tomate

September – Dezember

Pflanze September Oktober November Dezember
Buschbohne
Feldsalat
Radieschen
Radicchio
Rettich
Romanasalat
Spinat
Tomate
3. Jahr

Beispielhafter Anbauplan für das dritte Jahr

Starkzehrer Mittelzehrer Schwachzehrer
  Erdbeere Erbsen
  Endiviensalat Gartenkresse
  Fenchel Rucola
  Karotte  
  Rote Bete  

Januar – April

Pflanze Januar Februar März April
Endiviensalat
Erdbeere
Erbse
Gartenkresse
Karotte
Rote Bete
Rucola

Mai – August

Pflanze Mai Juni Juli August
Endiviensalat
Erdbeere
Erbse
Fenchel
Gartenkresse
Karotte
Rote Bete
Rucola

September – Dezember

Pflanze September Oktober November Dezember
Endiviensalat
Fenchel
Gartenkresse
Karotte
Rucola

Quellen:

  • Baden-Württembergische Genossenschaftsverband, & Pädagogische Hochschule Heidelberg (2018). Garten³ - Hoch, höher, Hochbeet!. BWGV, Eigenverlag.
  • Hingst, K. (2018). Ab ins Gemüse!. Top Agrar, (3) 2018, Landwirtschaftsverlag GmbH.
  • Information Medien Agrar e. V., & Zentralverband Gartenbau e. V. (2019). Beim Gärtnern lernen. Agrikom GmbH.
  • Forschungsinstitut für biologischen Landbau e.V (2015). Naturnah gärtnern – Biologische Vielfalt fördern. FIBL, Eigenverlag.
  • Nüsslein-Müller, S. (2019). Die Küchengarten-Box. Kraut & Rüben, (3) 2019, Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH.

Düngung & Ernte

Düngung

Die Kompostwürmer im Hochbeet produzieren Wurmhumus. Das ist hochwertiger Bio-Dünger. Wurmhumus ist reichhaltiger als normaler Kompost und versorgt die Pflanzen optimal mit allen Nährstoffen. Zusätzlicher Dünger wird im Hochbeet mit Wurmkiste nicht benötigt. Wurmhumus ist unbedenklich für Mensch und Tier und reich an Enzymen und Mikroorganismen.

Ernte

Das Gemüse sollte erst dann geerntet werden, wenn es komplett reif ist. Dann hat es die meisten Vitamine und schmeckt am besten. Generell gilt es, Frühgemüse wie dicke Bohnen und Salat rechtzeitig zu ernten, damit sie noch knackig sind. Lagergemüse, z.B. Karotten oder Kohl, kann möglichst spät geerntet werden. Dadurch wird der Ertrag größer. Eine Nutzpflanze, die mehrmals in der Saison geerntet werden kann, sollte rechtzeitig geerntet werden, damit wieder neue Blätter und Triebe nachwachsen können. Das Gemüse wird am besten immer morgens geerntet, weil das Gewebe dann noch feucht ist. So hält die Ernte länger frisch. Beim Ernten sollte darauf geachtet werden, dass keine anderen Pflanzen im Hochbeet beschädigt werden.

Hier noch paar Erntetipps zu spezifischen Gemüsearten und Kräutern:

  • Basilikum, Rosmarin: Nur ganze Triebe ernten, nicht einzelne Blätter.
  • Dill, Petersilie: Bodennah abschneiden.
  • Estragon: Einzelne Blätter kurz vor der Blüte ernten.
  • Kopfsalat: Ernten, wenn sich die Innenblätter überdecken und vorsichtigem Drücken widerstehen.
  • Mangold: Nicht mit dem Messer abschneiden, sondern einzeln mit der Hand abbrechen. So können sie wieder nachwachsen und mehrmals geerntet werden.
  • Minze: Komplett ernten, sobald Knospen da sind. Dann treibt sie im Herbst wieder.
  • Möhren: Ernten, wenn sie eine abgerundete Wurzel am Grünzeug gebildet haben. Dann sind sie reif.
  • Pflücksalate: Blätter von außen ernten. Das Herz stehen lassen, damit es nachwachsen kann.
  • Schnittlauch: Etwa drei Zentimeter über der Erde abschneiden, dann wächst er nach.

Literatur:

  • Clausen M. & Müller-Frank S. (2012). Prinzessinnengärten. Anders gärtnern in der Stadt, Dumont Verlag.
  • Schauer R. (2018). Ein Heim in der Kiste. Kraut und Rüben. (12) 2018. Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH. S. 50.
  • Stangl M. (1984). Garten und Pflanze, 2. Auflage, BLV Verlagsgesellschaft mbH München. S. 60 f.; S. 114.